Neustart im Garten

Magazin der Hochschule Luzern, Ausgabe 2/2016

Im September startet das neue Departement Informatik auf dem Suurstoffi-Areal in Rotkreuz. Die Hochschule Luzern bündelt damit ihre Informatik-Kompetenzen an einem Standort. Ein Ortsbesuch in einem ungewöhnlichen, sich stark wandelnden Quartier.

Wer Rotkreuz besucht, erlebt einen Ort im Wandel. Wo sich vor wenigen Jahren ein paar Häuser in die Wiesen duckten, ragen heute Neubauten in die Höhe. Deutlichstes Zeichen der Veränderung: das Quartier hinter den Gleisen.

Wer den Bahnhof verlässt, läuft zwischen Hecken und Wiesen direkt auf die schwarzen Buchstaben zu, die «Suurstoffi» in die Luft schreiben. Der Name geht zurück auf das «Sauerstoff- und Wasserstoff-Werk AG Luzern», das bis 1966 hier Gas herstellte. Auf einen «Unort» sei man gestossen, sagt Hannes Wüest. Der Verwaltungsratspräsident von Zug Estates, die die Suurstoffi entwickelt, verweist auf die Rangiergleise und die Tanklager auf der anderen Bahnseite.

Heute lenken den Blick Neubauten ab: Auf Stelzen scheinen das rote und das beige Haus an den Gleisen zu stehen, so auffällig schmal ist der untere und so kräftig der obere Teil. Dahinter: der Neubau von Novartis. Dazwischen: moderne Wohnhäuser. Darum herum: geschwungene Fusswege. Ein Garten mit roten Tulpen und hohen Gräsern, Wasserfontänen, ein Spielplatz. Diesen Blick werden in naher Zukunft die Gäste des «Creabeck» geniessen können, der auch im Garten des roten Gebäudes Pizzen, Panini und Snacks anbieten will.

Die Gäste werden vor allem Studierende sein, Informatikstudierende des neuen Departements Informatik der Hochschule Luzern. Das führt die Informatiker aus dem Departement Technik & Architektur in Horw mit den Wirtschaftsinformatikern aus dem Departement Wirtschaft in Luzern zusammen. In Rotkreuz werden ab Herbst die Studierenden zu System- und Applikationsentwicklern, zu Wirtschaftsinformatikern oder Informatikdesignerinnen ausgebildet; hier können sie auch Digital Ideation studieren, das Informatik mit Design aus dem Departement Design & Kunst verbindet. Man hofft auf 1’000 Studierende in naher Zukunft – eine Zahl, die die Wirtschaft erfreut, ist sie doch permanent auf der Suche nach Informatikerinnen und Informatikern.

Noch sieht man keine Studierenden, doch weisen schon einige Spuren auf ihr Kommen hin. Etwa die hochschultypischen Buchstaben, die mit «Hochschule Luzern» und «Informatik» einen Teil des beigen Stelzenbaus und einen benachbarten kastenförmigen Neubau in Besitz nehmen. Im Erdgeschoss entstehen fünf Hörsäle, im anderen Gebäude bezieht das Departement auf drei Stockwerken über der Internationalen Schule eine Übergangslösung.

Eine attraktive Ausstattung

Alle Gebäude werden nach den Bedürfnissen des Departements eingerichtet: Büros für Dozierende und Verwaltung, Computerlabors und kleinere Vorlesungssäle. Dazu Aufenthaltsräume, eine Cafeteria, Besprechungsräume. Nein, sagt Departementsleiter René Hüsler, Informatiker bräuchten keine «fancy» Ausstattung. Klar, attraktiv soll sie sein, eine ordentliche Internetverbindung, ein funktionierendes Wärme- und Kühlsystem für die Studierenden und all die Geräte. Und Plätze für Gruppenarbeit, darauf legt Hüsler besonderen Wert. Aber auch die Computersysteme müssten nicht vor Ort sein, Hauptsache, der Zugriff darauf klappe reibungslos.

Eine «flexible, inspirierende, kreative Lehr- und Lernumgebung» sei wichtig, sagt Hüsler und verweist darauf, dass man neue Formen ausprobieren wolle, um «auch didaktisch einen Schritt nach vorn zu machen». Er nennt einen «interaktiven Eventraum», der ausgefallene Präsentationstechniken ermögliche, etwa, wenn grosse Datenmengen visualisiert werden oder Lernstoff mit Mitteln der Kunst oder des Theaters veranschaulicht wird.

Aber diesen «Eventraum» gibt es erst ab 2019. Denn die Räume in dem Kastenbau, S 41, und dem Stelzenbau, S 12, sind eben eine Übergangslösung. Direkt vorne am Bahnhof, wortwörtlich auf der grünen Wiese, wird ein weiterer Neubau errichtet. Dann wird auch der Bereich Finance des Departements Wirtschaft, namentlich das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ, nach Rotkreuz zügeln. Das Gebäude mit einem flacheren und einem Hochhausteil bietet auf rund 14’000 Quadratmetern Platz für 1’300 Studierende mit Hörsälen, Unterrichtsräumen und Büros für 200 Mitarbeitende. Daneben entstehen eine Bibliothek, eine Mensa und auf dem Suurstoffi-Areal 100 Wohnplätze für Studierende.

Das ist noch Zukunftsmusik. Aber wer nach Rotkreuz kommt, der weiss, dass er die hier förmlich hören kann. Bis 2022 entstehen zehn neue Gebäude, inklusive 200 Wohnungen. Aber irgendwas fehlt doch hier. Aber was? Und dann fällt es auf: Auf dem ganzen 100’000 Quadratmeter grossen Suurstoffi-Gelände ist keine einzige Strasse, das ganze Gebiet ist verkehrsfrei. Natürlich gibt es Parkplätze, selbstverständlich können die Gebäude beliefert werden. Aber das ist alles – unter der Erde.

+++
Eröffnung Departement Informatik

19. September 2016: Übergangslösung für das neue Departement Informatik in den Bestandsgebäuden S 12 und S 41 im Quartier Suurstoffi, Rotkreuz Herbst 2019: Neubauten für das Departement Informatik und den Bereich Finance des Departements Wirtschaft, v.a. das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ